Ah ja, ich glaube ich weiß, um welches Krokodil es sich handelt …

„Also jetzt muss ich dich mal was fragen Udo“, sagte ich und schaute ihn neugierig an, “ was muss man eigentlich über Krokodile wissen? Sind die wirklich gefährlich und so?“ „HAHAHA!!“, lachte Mathilda los, “gar nichts muss man über die wissen, absolut gar nichts!“  Udo riss sein imposantes Maul auf und lispelte „Man kann gar nicht genug über Krokodile wissen meine Teure“.  Unbeeindruckt  von Mathildas Kichern fuhr er fort „ Ich persönlich – und ich sage das ohne eingebildet klingen zu wollen – finde es sehr interessant, dass es dreiundzwanzig  verschiedene Arten von Krokodilen gibt. Meine Familie zum Beispiel gehört zu den Leistenkrokodilen, die können bis zu 5 m lang und bis zu 1000kg schwer werden. „Wow!“, sagten Hank und ich gleichzeitig. „Und als ob das nicht genug wäre – wir sind auch die gefährlichste Art von Allen!“ Stolz blickte Udo sich um. „Wollen wir das wirklich wissen?“, Mathilda klang  ungeduldig. Sie schaute mich unfreundlich an „warum fragst du Udo überhaupt nach diesen überflüssigen Sachen,  interessiert doch Niemand! Frag lieber mich was!“ „Doch Mathilda, mich interessiert das wirklich! Schließlich wohnen wir hier zusammen und ich finde es wichtig, dass wir uns besser kennenlernen!“  „Und dazu gehört übrigens auch“, erklärte ich weiter“, dass jeder von uns mal drankommt und etwas über sich erzählt“. „Quatsch mir Soße!“, rief Mathilda aufgeregt, “die Einzige, die hier interessant ist und über die es sich lohnt alles zu erfahren, bin ich!“  Manchmal, dachte ich und atmete tief durch, ist es am besten zwischendurch keine Notiz von Mathilda zu nehmen; laut sagte ich zu Udo „Und, sind sie gefährlich?“ „Naja“, lispelte Udo und schaute mich entschuldigend an, „sie können schon gefährlich sein wenn es drauf ankommt.  Meine Tante Käthe, die zur Gattung der Brillenkaimane gehört – sie ist übrigens auch die Gründerin des Vereins „Brillen!! Scharfen Durchblick für Krokodile“ –  also diese Tante hat 1995 eine Datenbank erfunden. Und laut dieser Datenbank wurden bisher 1024 Angriffe von Leistenkrokodilen auf Menschen registriert, 591 davon tödlich!“ Ich riss beeindruckt meine Augen auf. Hank zog verschreckt seinen Bären näher an sich heran.  „Also das geht ja wohl gar nicht“, Mathilda verschluckte sich fast vor Aufregung, “der kann auf keinen Fall her bleiben, ich will doch nicht eines Nachts gefressen werden!“  Udo blickte Mathilda von oben bis unten prüfend an „Mach dir keine Gedanken Mathilda, ich mag keine halbe Portionen und“, fügte er scherzhaft hinzu, „schon gar keine bei denen der Mund das Größte ist und am Rest ist zu wenig zum abnagen.“  „Pfft!“ Mathilda warf Udo einen bitterbösen Blick zu. „Na komm schon Mathilda, „sagte ich vermittelnd, „austeilen und einstecken hält sich die Waage!“  Jetzt war ich der Empfänger eines bösen Blicks …  „Wo leben Krokodile eigentlich?“, wollte Hank wissen. „Wir Krokodile leben eigentlich in Flüsse und Sümpfen der Tropen und nur meine Art, das Leistenkrokodil, kann auch im Meer leben.“  Udo erwärmte sich sichtlich für das Thema. „Aww“, sage Mathilda spöttisch, „dann kann Udo leider nicht bei uns bleiben, ich seh hier keine Sümpfe, Tropen, oder gar das Meer und wie soll der Arme auf Dauer in einer menschlichen Wohnung  leben? Zu schade, leider …“ Udo lachte schallend. „Uns Krokodile gibt es seit mehr als 2 Millionen Jahren; wir sind deshalb nicht nur sehr anpassungsfähig, sondern auch klug!“ Noch gab Mathilda nicht auf „Aber das Essen ist zum Bespiel in den Sümpfen doch ganz anders als hier bei Susanne!“ „Ja, das stimmt.“ Udo seufzte. „Wenn ich zurückdenke an die Zeit als die ganze Familie in den kubanischen Gewässern gelebt hat und an die  wunderbaren Sumpfknödel, die Oma Josephine für uns alle gezaubert hat …. Er schaute Mathilda ernsthaft an „und weißt Du Mathilda, manchmal war in einem der Knödel noch ein Knöchelchen von einem Touristen, das war dann besonders lecker!“  Mathilda riss erschreckt die Augen auf. Udo drehte sich zu mir um und zwinkerte mir zu. Ich musste mir das Lachen verbeißen; na ja, Mathilda hatte zwischendurch schon mal einen kleinen Dämpfer verdient. „Letzte Frage“, Mathilda räusperte sich, „ wie alt werden eigentlich Krokodile?“  Wieder lachte Udo „Wir werden locker 70 Jahre“, sagte er, „keine Chance Mathilda, ich bleib dir noch lange erhalten!“ Mathildas Begeisterung darüber hielt sich in Grenzen,  das sah man ihr an der Nasenspitze an. „Das war jetzt toll Udo, vielen Dank!“, sagte ich und zwinkerte Udo freundschaftlich zu. „Morgen ist Hank dran mit seiner Erzählung und ich bin schon ganz gespannt drauf.“  „Ach, das heißt also, ich muss mir erst die langweiligen Geschichten von all den anderen anhören bevor es endlich echt spannend wird mit meinem reißerischen Werk?“ „Sieht so aus Mathilda!“, sagte ich. „Kein Erbarmen für die Kunst.“  „So und jetzt“, sagte ich und schaute fragend in die Runde, „wie wäre es mit heißer Schokolade und Kekse?“  „Aha, dachte ich es mir doch, dann also für Alle!

S.B.2022